Alfonso M.
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Gemeinden ohne Seelsorger. Gemeinden ohne Seelsorger 1. Zwischen 1871 und 1878 tobte in Deutschland der sog. „Kulturkampf“. Laut „Wikipedia“ verstehen wir darunter den „Konflikt zwischen dem Königreich …Mehr
Gemeinden ohne Seelsorger.

Gemeinden ohne Seelsorger

1. Zwischen 1871 und 1878 tobte in Deutschland der sog. „Kulturkampf“. Laut „Wikipedia“ verstehen wir darunter den „Konflikt zwischen dem Königreich Preußen bzw. später dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX.“, der in jenen Jahren seinen Höhepunkt erreichte. Bismarck hatte die Gelegenheit genutzt und nach dem Deutsch-Französischen Krieg und der Besetzung des Kirchenstaats durch das laizistische Italien die neugewonnene politische Stärke Preußens gegen die politische Schwäche des Papstes verwendet, um gegen den Einfluß der Kirche im Deutschen Reich vorzugehen.

2. Das „Lexikon für Theologie und Kirche (LThK)“ von Buchberger, Bd. 6, Freiburg i.Br. 1934, schreibt: „Die Schuld am Kulturkampf trug geistesgeschichtlich die materialistisch bestimmte, zu sehr auf wirtschaftliche Erfolge gerichtete Denkart des naturwissenschaftlichen Zeitalters, staatsphilosophisch die an Hegel angelehnte Theorie namentlich des Nationalliberalismus von der unbeschränkten Staatsallmacht, kirchlich der aus der Opposition gegen das Vatikanum geborene Altkatholizismus, durch den man eine ‚romfreie‘, ganz dem Staat untergebene Kirche erhoffte…“ (Sp. 294).

Zu den vom Staat gegen die Kirche verhängten Maßnahmen gehörte der „Kanzelparagraph“, ein „Reichsgesetz zur Abänderung des Strafgesetzbuches“, welches den Geistlichen verbot, „bei Verlautbarungen in ihrem Beruf den ‚öffentlichen Frieden‘ zu gefährden, wie es hieß“; das „Jesuitengesetz“, welches den Jesuiten die Eröffnung von Niederlassungen in Deutschland untersagte; die „Maigesetze“, wonach der Staat „Ausbildung und Einstellung der Geistlichen“ kontrolliert; das „Brotkorbgesetz“, welches der Kirche die staatlichen Zuwendungen entzog, und das die Klostergenossenschaften in Preußen auflöste, „mit Ausnahme derjenigen, die sich auf die Krankenpflege beschränkten“. Außerdem wurde die „Zivilehe“ eingeführt.

„Die preußischen Bischöfe erklärten, an der Ausführung der vom Staat eigenmächtig vollzogenen Gesetze nicht mitwirken zu können“, berichtet das LThK (Sp. 295). „Es kam zur Einbehaltung der Staatszuschüsse für die kirchlichen Anstalten und ihrer Schließung, zur Verhängung von Geldstrafen, Zwangsvollstreckungen, Gefängnisstrafen, Amstentsetzungen.“ Die Folgen waren verheerend. „Bei Beendigung des Konflikts waren 1800 katholische Pfarrer inhaftiert und Kircheneigentum im Wert von 16 Millionen Goldmark (entspricht dem Gegenwert von 112 Millionen Euro) beschlagnahmt worden“, schreibt „Wikipedia“. „Zu den auf Grund dieser Gesetze Verurteilten zählten unter anderem der Erzbischof von Posen Ledóchowski und der Trierer Bischof Matthias Eberhard. Ledóchowski wurde zur Höchststrafe von zwei Jahren verurteilt. Eberhard wurde als zweiter preußischer Bischof am 6. März 1874 verhaftet und zu einer Geldstrafe von 130.000 Goldmark und neun Monaten Haft verurteilt. Er starb sechs Monate nach seiner Haftentlassung auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes. Zum Zeitpunkt seines Todes standen 250 Priester vor Gericht, und 230 von 731 Pfarreien seiner Diözese waren vakant.“ „Die preußischen Bischöfe konnten teilweise ihre Sprengel nur noch notdürftig aus dem Ausland weiter leiten“, weiß das LThK zu ergänzen. „Ein Viertel der Pfarreien in Preußen war ohne Seelsorger.“

3. In dieser Zeit erschien im Jahr 1875 in Paderborn aus gegebenem Anlaß ein Büchlein mit dem Titel: „Gemeinden ohne Seelsorger“, untertitelt „Ein Lehr- und Trostbüchlein für römisch-katholische Christen“, herausgegeben „im Auftrag von Bischof Konrad Martin, Paderborn“, selbstverständlich „mit kirchlicher Approbation“. [Bischof Martin von Paderborn befand sich ebenfalls unter den vom preußischen Staat „abgesetzten“ und verfolgten Bischöfen und leitete seine Diözese aus dem Exil.] Dieses Büchlein ist für uns heute von brennender Aktualität, sind doch infolge der Umtriebe der Feinde der Kirche und die von ihnen ins Werk gesetzte Menschenmachwerkskirche des „II. Vatikanums“ die Katholiken nicht nur in Deutschland, sondern weltweit vielfach ohne Seelsorger. Da ist es von unschätzbarem Nutzen, daß wir eine zweifelsfreie kirchliche Anweisung besitzen, wie wir uns als römisch-katholische Christen in dieser Situation zu verhalten haben.

4. Schon die Einleitung des Büchleins scheint uns ganz aus dem Herzen zu sprechen: „Einige katholische Gemeinden sind bereits ohne Priester, viele andere wird voraussichtlich bald dasselbe Los treffen. Mit banger Besorgnis blicken die Gläubigen in die Zukunft und fragen: ‚Wie sollen wir alsdann unser Seelenheil wirken, was wird aus unsern Kindern werden, wer wird die Kranken und Sterbenden trösten?‘ Ihnen antwortet der Herr selbst: ‚Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben‘ (Lk 12,32). In dem heiligen katholischen Glauben besitzen wir das Unterpfand des ewigen Lebens. Wer den Glauben bewahrt und die Gebote hält, geht nicht verloren. Freilich bedürfen wir dazu der göttlichen Gnade, mit deren Ausspendung vorzugsweise das Priestertum betraut ist. Wenn aber die ordentlichen Gnadenspender fehlen, dann wird Gott in anderer, in außerordentlicher Weise seine Gnaden austeilen und zwar um so reichlicher, je größer die Not der Gläubigen ist.“ Ist das nicht ein großer Trost für uns?

„Weil indes der Mensch mit der göttlichen Gnade mitwirken muß, so ist es notwendig, einige Verhaltensmaßregeln zu kennen, welche in Ermangelung der Priester zu beobachten sind. Nach dem Vorgange der Schweizer Kirchenbehörde haben die vereinigten Oberhirten Preußens in ihrem gemeinschaftlichen Hirtenschreiben vom Februar 1874 und der hochwürdigste Bischof von Paderborn in seinem Abschiedsworte an seine Herde dieserhalb Weisungen erteilt.“ Wie dankbar dürfen wir sein, diese Anweisungen wahrer katholischer Hirten zu besitzen, um sie auf unsere Lage anwenden zu können. „Gegenwärtiges Büchlein soll das dort Gesagte erläutern und vervollständigen. Dasselbe wird aber nicht bloß für den zunächst ins Auge gefaßten Zweck, sondern im größten Teile seines Inhaltes für alle Zeiten höchst wichtige Lehren enthalten. Lies es darum mit Aufmerksamkeit und bewahre es sorgfältig auf.“ Wir können nur bestätigen, wie „höchst wichtig“ diese Lehren gerade für unsere Zeit sind und wie wertvoll dieser Schatz, um „mit Aufmerksamkeit“ gelesen und sorgfältig aufbewahrt zu werden.

5. „Vorab sei bemerkt, daß der uns drohende Notstand in der Geschichte der Kirche keineswegs unerhört ist. In den Heidenmissionen trifft er häufig ein, und auch sonst ist er schon oft dagewesen. Von den ersten Christenverfolgungen nicht zu reden, waren z. B. die Katholiken in England und Japan 200 Jahre lang fast aller Seelsorge beraubt, und dennoch ist dort das hl. Feuer des Glaubens nicht erloschen. Mehrere Gemeinden in Norddeutschland sahen über 50 Jahre keinen Priester und blieben katholisch. Während der großen Revolution am Ende des vorigen Jahrhunderts waren die französischen Katholiken beinahe 6 Jahre lang ohne Priester. In Russisch-Polen erdulden die Katholiken schon lange die härtesten Drangsale für ihren Glauben, ja noch vor ganz kurzer Zeit ist dort Martyrerblut geflossen, und zwar in Gemeinden, welche schon seit Jahren ihrer Priester beraubt sind. Und welch‘ herrliches Beispiel der Glaubensfestigkeit geben uns unsere katholischen Brüder im Schweizer Jura, deren sämtliche Pfarrer, 69 an der Zahl, von der Regierung vertrieben sind! Darum nur Mut, du treues katholisches Volk!“ Wir könnten aus der jüngeren Zeit noch einige weitere Beispiele hinzufügen, etwa die Lage der Katholiken im kommunistischen Vietnam oder der stalinistischen Sowjetunion.

Zwar ist der Notstand, mit dem wir heute konfrontiert sind, noch einmal anderer Art. Denn niemals in der ganzen Geschichte der Kirche standen die Katholiken bisher einem jahrzehntelangen Ausfall der gesamten kirchlichen Hierarchie bis hinauf in die päpstliche Spitze gegenüber. Dennoch ist die Situation in vielen Auswirkungen vergleichbar und läßt analoge Anwendungen zu. Darum auch für uns: „Nur Mut, du treues katholisches Volk!“ „Vernehmen wir nun die Stimme unserer Oberhirten.“

Erster Grundsatz: „Stehet fest in Eurem heiligen katholischen Glauben, in Eurer Liebe und Treue gegen die hl. Kirche! Leidet und duldet lieber alles, als daß Ihr sie und ihre Lehren im Geringsten verleugnet!“

6. Bei der Taufe hat uns die Kirche gefragt: „Was begehrst du von der Kirche?“ Wir bzw. unsere Paten in unserer Stellvertretung haben geantwortet: „Den Glauben.“ Die nächste Frage lautete: „Was gewährt dir der Glaube?“ Und wir haben geantwortet: „Das ewige Leben.“ Wir haben sodann unser Taufgelübde abgelegt und versprochen, dem Teufel zu widersagen und all seinen Werken und all seinem Gepränge, d.h. vor allem seinen Irrtümern und Häresien, und durch den Glauben Christus und Seiner heiligen Kirche anzuhangen. Der heilige Ludwig Maria Grignion de Montfort schreibt darüber in seinem „Goldenen Buch“: „Dieses Gelübde, sagt der hl. Augustinus, ist das größte und unauflöslichste: Votum maximum nostrum, quo vovimus nos in Christo esse mansuros (Ep. 49 ad Paulin.) [Unser größtes Gelübde, wodurch wir geloben, in Christus zu bleiben.] In gleicher Weise drücken sich auch die Kanonisten aus: Praecipuum votum est quod in baptismate facimus. [Das vorzüglichste Gelübde ist jenes, welches wir bei der Taufe ablegen.]“

Wenn wir den Glauben verlieren, gibt es keine Rettung mehr für uns. „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden“(Mk 16, 16). Wenn wir als Getaufte den Glauben aufgeben, brechen wir außerdem unser größtes und wichtigstes Gelübde und beleidigen Gott aufs Schwerste. „Den Glauben verleugnen heißt Christum verleugnen und sich von der ewigen Seligkeit ausschließen“, heißt es in unserem Büchlein. „‚Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater, der im Himmel ist. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der im Himmel ist‘ (Mt 10, 32). Darum erduldeten Millionen heiliger Märtyrer lieber alle Qualen und den bittersten Tod, als daß sie vom Glauben abgefallen wären. Jetzt triumphieren sie ewig im Himmel!“

7. Das Büchlein fährt fort: „Man darf den Glauben auch nicht zum Scheine verleugnen. In der Verfolgung des Decius kauften sich furchtsame Christen eine obrigkeitliche Bescheinigung, daß sie den Götzen geopfert hätten, obschon sie es in Wirklichkeit nicht getan. Sie wurden den förmlich Abgefallenen gleichgestellt, von der Kirche ausgeschlossen und erst nach jahrelanger öffentlicher Buße wieder aufgenommen. Katholiken! macht euch nicht einer ähnlichen Sünde schuldig durch die Unterzeichnung von Adressen oder sonstigen Schriftstücken, in denen Grundsätze des katholischen Glaubens offen oder versteckt geleugnet werden! Laßt euch kein Zeugnis ausstellen, daß ihr dem Götzen des Zeitgeistes geopfert! ‚Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet!‘ (Mt 16, 26).“ Wie oft opfern wir dem „Götzen des Zeitgeistes“, aus Scheu oder Scham, aus Angst oder Menschenfurcht, aus Berechnung oder Opportunismus. „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können; sondern fürchtet vielmehr denjenigen, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann“ (Mt 10, 28). Die wahre Gottesfurcht bewahrt uns vor falscher Menschenfurcht.

„Als dem greisen Eleazar von einigen Freunden geraten wurde, sich den Anschein zu geben, als ob er von dem verbotenen Fleische gegessen, sprach er: ‚Es ist nicht würdig unsers Alters zu heucheln, so daß viele der Jüngeren in der Meinung, der neunzigjährige Eleazar sei zur Lebensweise der Fremdlinge übergetreten, sich durch meine Verstellung täuschen lassen und ich hierdurch Schande und Fluch meinem Alter zuziehe.‘ Und er litt standhaft den Martyrertod (2 Makk 6, 18). Katholiken! Die Beobachtung der Kirchengebote, insbesondere des Fasten- und Abstinenzgebotes, ist unter Umständen ein Glaubensbekenntnis, ihre Übertretung eine Glaubensverleugnung. Merkt es euch!“ Wie viele solcher kleiner Zugeständnisse machen wir, ohne uns daraus ein Gewissen zu machen?

Zweiter Grundsatz: „Von einem Priester, der mit Eurem Bischofe und dem obersten Hirten der Kirche keine Gemeinschaft hat, haltet euch fern!“

8. Der Text erläutert: „Die Gemeinschaft in religiösen Dingen mit Häretikern und Schismatikern d. i. mit den durch Irrlehre oder Spaltung von der Kirche Getrennten ist strenge verboten. Sie schließt eine mittelbare Glaubensverleugnung, die Gefahr des Abfalls und ein Ärgernis für die Gläubigen in sich. Der Katholik darf also nicht an dem Gottesdienst einer Sekte teilnehmen, vor ihren Geistlichen keine Ehe eingehen, von denselben keine Sakramente empfangen, seine Toten von ihnen nicht beerdigen lassen.“ Zur Zeit des Kulturkampfes gab es sog. „Staatskatholiken“ und „Staatspfarrer“, die gegen die kirchlichen Anweisungen ihren Frieden mit den Staatsgesetzen gemacht hatten. „Die preußischen Bischöfe entschlossen sich schnell und mit würdiger, nach der Fuldaer Denkschrift von 1872 nur konsequenter Begründung zum passiven Widerstand gegen die Maigesetze, indem sie jede Mitwirkung bei deren Ausführung ablehnten und untersagten“, lesen wir in Hubert Jedins „Handbuch der Kirchengeschichte“ (Bd. VI, Freiburg-Basel-Wien 1973, S. 41). „Abgesehen von einer kleinen Minderheit (sog. Staatspfarrer, Staatskatholiken), sind Klerus und Laien dieser Direktive gefolgt.“ Neben den „Staatskatholiken“ förderte Bismarck die „Altkatholiken“ und versuchte, aus ihnen eine vom Staat kontrollierte „Ersatzkirche“ zu machen. Bevorzugt gegen solche „Staatspriester“ und Altkatholiken richtet sich der zweite Grundsatz.

Dieser Punkt ist für uns heute von besonderer Wichtigkeit, wenngleich er auch besondere Schwierigkeiten mit sich bringt. Es ist ja heute so, daß gerade jene, welche scheinbar „mit dem Bischof und dem obersten Hirten“ in Gemeinschaft sind, sich in Wahrheit außerhalb der Kirche und in einer schismatischen und häretischen Sekte befinden: der Menschenmachwerkskirche des „II. Vatikanums“. Darin dürfen wir uns nicht täuschen lassen. Von solchen Priestern also müssen wir uns fernhalten. Das sagt uns die Kirche.

9. Wie aber erkennen wir diese Priester? Streng genommen gehören alle dazu, welche die „konziliaren Päpste“ als ihre „obersten Hirten“ anerkennen, auch wenn sie das vielleicht nur theoretisch tun, die deren Namen im Kanon der Hl. Messe nennen und die Messe nach den Büchern der Menschenmachwerkskirche feiern, sei es in der „ordentlichen“, sei es in der „außerordentlichen“ Form. Katholiken! Wenn ihr nicht sicher seid, dann fragt den Priester, denn er muß euch Auskunft geben. Nennt er den Namen des „konziliaren Papstes“ im Kanon der Hl. Messe? Welche Bücher benutzt er? Will er euch darauf nicht antworten, dann meidet ihn. Denken wir daran, der Katholik darf „nicht an dem Gottesdienst einer Sekte teilnehmen, vor ihren Geistlichen keine Ehe eingehen, von denselben keine Sakramente empfangen, seine Toten von ihnen nicht beerdigen lassen“.

Außerdem müssen wir Priester und religiöse Gesellschaften meiden, die vorgeben, „kirchliche Obere“ zu haben. Da es wegen des Ausfalls der kirchlichen Hierarchie keine legitimen kirchlichen Oberen gibt, können diese „Oberen“ nur falsche Obere sein, die mit dem obersten Hirten der Kirche keine Gemeinschaft haben; denn sonst könnten sie nicht behaupten, Obere zu sein, ohne doch vom obersten Hirten ernannt oder bestätigt worden zu sein.

10. „Dieses Verbot gilt unter allen Umständen, auch wenn es sich um die nächste Familie, um Verwandte, Freunde oder Vorgesetzte handelt. Hätte z. B. der Mann, der Vater sich einer Sekte angeschlossen, so dürften die Frau, die Kinder ihn unter keiner Bedingung zum Gottesdienste der Sekte begleiten. Dasselbe gilt, wenn in der Familie oder Bekanntschaft durch einen unrechtmäßigen Geistlichen ein sakramentaler Akt vollzogen, oder für einen Abgestorbenen ein Totenamt gehalten würde. (Die Begleitung eines protestantischen Verstorbenen zum Kirchhofe wird als bürgerliche Handlung angesehen und ist erlaubt, weil niemand daraus auf eine Gemeinschaft im religiösen Bekenntnisse schließen kann.)“

Im Handbuch „Katholische Moraltheologie“ von Heribert Jone (Paderborn 1959) lesen wir: „Die Teilnahme der Katholiken an den akatholischen Kulthandlungen kann derart sein, daß sich die Katholiken mittätig daran beteiligen, oder so, daß sie sich dabei passiv verhalten“ (S. 97). Im ersten Fall gilt: „Aktive Teilnahme an den Kulthandlungen der Akatholiken ist durchaus verboten (can. 1258 § 1)“ (ebd.). Im zweiten Fall ist zu sagen: „Passive Teilnahme an akatholischen Kulthandlungen ist erlaubt, wenn ein wichtiger Grund aus amtlichen oder Höflichkeitsrücksichten die Teilnahme nahelegt und die Gefahr des Abfalles oder des Ärgernisses ausgeschlossen ist (can. 1258 § 2)“ (S. 98).

11. Aber ist das nicht ein Widerspruch zu oben, wo es hieß: „Dieses Verbot gilt unter allen Umständen“? War vielleicht Jone im Jahr 1959 schon vom Modernismus angekränkelt? Nein. Denn zunächst stammen die Bestimmungen nicht von Jone. Er gibt nur wieder, was im Kirchenrechtsbuch (Codex Juris Canonici) von 1917 steht, das auf den heiligen Pius X. zurückgeht und uns Katholiken bis heute verpflichtet. Im Jahr 1875 gab es diesen Codex allerdings noch nicht. Dennoch sagt unser Büchlein im Grunde bereits dasselbe, wenn es die „Begleitung eines protestantischen Verstorbenen zum Kirchhofe“ erlaubt, „weil niemand daraus auf eine Gemeinschaft im religiösen Bekenntnisse schließen kann“. Das entspricht dem § 2, welcher die passive Teilnahme erlaubt, wenn ein entsprechend wichtiger Grund vorhanden und „die Gefahr des Abfalles oder des Ärgernisses ausgeschlossen ist“.

Jone erläutert: „Zum Begriff der passiven Assistenz gehört es, daß man nicht mitbetet, noch mitsingt usw.“ Er führt aus: „Mit diesen Einschränkungen ist es daher erlaubt, der Taufe durch einen Häretiker beizuwohnen oder einer Ehe vor dem akatholischen Religionsdiener oder einer Beerdigung. Auch darf man ein akatholisches Gotteshaus besuchen“ (ebd.). Das ist für uns sehr wichtig, denn die meisten ehemals katholischen Kirchen sind heute akatholische Gotteshäuser, in welchen der „Kult des Menschen“ gefeiert wird. Dennoch dürfen wir sie besuchen, um dort beispielsweise privat ein Wallfahrtsbild der Muttergottes zu verehren.

12. Unser Büchlein fährt fort: „Sollten aus der Beobachtung dieses kirchlichen Verbotes etwa in der Familie Unannehmlichkeiten hervorgehen, so erinnere man sich an Jesu ernstes Wort: ‚Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert‘ (Mt 10,37).“ Leider stehen bei vielen Katholiken heute menschliche Rücksichten sehr im Vordergrund. Darum folgende Beispiele:

„Die hl. Barbara erduldete des Glaubens wegen von ihrem heidnischen Vater die schwersten Mißhandlungen. Zuerst sperrte er sie in einen Turm, dann schleppte er sie vor Gericht, und da sie durch keine Worte zum Abfall zu bringen war, schlug der unnatürliche Vater ihr mit eigener Hand das Haupt ab. Ein Blitzstrahl streckte ihn auf der Stelle tot zu Boden. Der hl. Hermenegildus, ein Königssohn, hatte sich zum katholischen Glauben bekehrt. Sein Vater, ein fanatischer Arianer, schloß ihn von der Thronfolge aus und ließ ihn in einem Kerker in eiserne Bande legen. Als das Osterfest heranrückte, schickte er einen arianischen Bischof zu ihm ins Gefängnis, damit er aus dessen Händen die Kommunion empfange und dadurch die väterliche Gunst sich wieder erwerbe. Der königliche Jüngling jedoch wies den Bischof mit dem gottlosen Antrage ab und erlitt noch in derselben Nacht den Martertod.“

Ferner: „Im 16. Jahrhunderte erließ in England die grausame Königin Elisabeth ein Gesetz, daß alle Katholiken Sonntags dem protestantischen Gottesdienste beiwohnen sollten: die es nicht taten, hatten monatlich 20 Pfund Sterling d. i. nach unserm Gelde 400 Mark Strafe zu zahlen! Und doch durften die Katholiken nach einer Entscheidung des Papstes Paul V. dem Gesetze keine Folge leisten, selbst nicht unter dem Vorbehalte, daß die Teilnahme eine rein äußerliche sein sollte. Zur Zeit der französischen Revolution erklärte Pius VI. die Teilnahme an der von einem eingedrungenen Geistlichen vorgenommenen Taufhandlung für unerlaubt.“

Viele halten das heute für übertrieben, und doch ist es der kirchliche Geist. Eine „würdige und gültige heilige Messe“ scheint manchen das wichtigste. Den „Sedisvakantisten“ macht man den Vorwurf, sie würden die Gläubigen durch ihren „Extremismus“ der Hl. Messe und der Sakramente berauben. „Zuerst der Glaubensweg und das Heil der eigenen Seele und die innige Mitfeier in einer würdigen heiligen Messe. Dann, wer kann, die Verteidigung und Verbreitung des katholischen Glaubens.“Nein! Der Glaube zuerst! Lieber auf die Hl. Messe und die Sakramente verzichten als Kompromisse im Glauben zu machen, und sei es rein äußerlich! Das ist die Haltung der Kirche und aller Heiligen.
Hannes Eisen
Danke! Vom Kloster Häusern wurde dieses Buch sowie ein entsprechendes Gebetbuch neu aufgelegt. Dort können beide Bücher bestellt werden: Kloster Marienberg, Haselwies 18, 79837 Häusern.
Mir vsjem
"Wenn aber die ordentlichen Gnadenspender fehlen, dann wird Gott in anderer, in außerordentlicher Weise seine Gnaden austeilen und zwar um so reichlicher, je größer die Not der Gläubigen ist.“ Ist das nicht ein großer Trost für uns?"
Dies ist entschieden übersteigert und überzogen.
Ist es nicht vielmehr so, daß wir auf sehr bittere Weise die für unsere Zeit vollzogene Strafe Gottes verkosten …Mehr
"Wenn aber die ordentlichen Gnadenspender fehlen, dann wird Gott in anderer, in außerordentlicher Weise seine Gnaden austeilen und zwar um so reichlicher, je größer die Not der Gläubigen ist.“ Ist das nicht ein großer Trost für uns?"

Dies ist entschieden übersteigert und überzogen.

Ist es nicht vielmehr so, daß wir auf sehr bittere Weise die für unsere Zeit vollzogene Strafe Gottes verkosten müssen, von Schwester Lucia 1957 bereits vorhergesagt im Gespräch mit Pater Fuentes: "Glauben Sie mir, Herr Pater, Gott wird die Welt sehr bald strafen"!

Wir müssen endlich zur Kenntnis nehmen, dass unsere Zeit ein Strafgericht Gottes darstellt, heißt, in dieser Zeit Gnaden zurückbehalten werden; genau das hat Schwester Lucia gemeint. Alle Verwirrung und Unordnung und alles Chaos, das dieses II. Vatikanische "Konzil" ausgelöst hat, müssen wir heute zur Gänze spüren, egal wie weit wir uns von diesem Konzil distanzieren. Wir sind nun einmal Glied dieser Zeit und können uns daraus nicht eigenmächtig befreien. Wir sind hineingezogen in dieses "Strafgericht Gottes", in dieses Unheil der Vergeltung so vieler Glaubenslosigkeit und Verbrechen. Denn diese Strafe lastet über den ganzen Erdkreis.

Leser der Konzilskirche werden bei dem Artikel sofort einlenken: Aufgepasst, die Sedisvakantisten sind doch so eine Sekte oder auch diese Piusbruderschaft! Sie haben doch gespalten und verkünden Lehren, die unserer "Kirche" entgegengesetzt sind. Nachfolgendes kann noch so oft wiederholt werden: "Es ist ja heute so, daß gerade jene, welche scheinbar „mit dem Bischof und dem obersten Hirten“ in Gemeinschaft sind, sich in Wahrheit außerhalb der Kirche und in einer schismatischen und häretischen Sekte befinden: der Menschenmachwerkskirche des „II. Vatikanums“. Darin dürfen wir uns nicht täuschen lassen. Von solchen Priestern also müssen wir uns fernhalten. Das sagt uns die Kirche",
dies wird nach wie vor abgetan als sektenhaft und falsch und niemand kann - auch nicht in "außerordentlicher Weise" - jene Köpfe zu einer anderen Einsicht und Überzeugung bringen.

Die allermeisten Gläubigen werden auf Anhieb nachfolgendes verneinen und sie sind auch nicht mit "reichlich ausgeteilter Gnade" und noch so viel Geduld zu überzeugen, wenn heute jemand damit kommt: "Wie aber erkennen wir diese Priester? Streng genommen gehören alle dazu, welche die „konziliaren Päpste“ als ihre „obersten Hirten“ anerkennen, auch wenn sie das vielleicht nur theoretisch tun, die deren Namen im Kanon der Hl. Messe nennen und die Messe nach den Büchern der Menschenmachwerkskirche feiern, sei es in der „ordentlichen“, sei es in der „außerordentlichen“ Form."

Niemand wird beteuern können, dass die Gnade Gottes heute reichlicher fließt als je zuvor unter normalen Umständen. Es gibt unzählige Beispiele dafür (man sieht es auch an den Kommentaren), dass die Gnade Gottes, eben auch die "helfenden Gnaden" heute alles andere als reichlich fließen, vielmehr nehmen wir ganz allgemein wahr, dass es eine Blockade gibt zwischen Himmel und Erde, eine Abweisung von Bitten ähnlich dem Vorgang des Sehers, des Pfarrer Handwerchers, der schreibt:

"Mitten in dem (Kranken-)Saale sah ich
Einen Mann zu Stuhle sitzen
Dessen Augen gleich der Sonne
Voll erhab'ner Würde blitzen.

Solche Majestät des Wesens
War mir vorher nie erschienen;
Ich erkannte: diese Hoheit
Kann nur Gott zur Hülle dienen.

In der Stirne tiefe Falten
Schien ein Adlerzorn zu liegen;
Ernst und Strenge schien die Milde
Seines Herzens zu besiegen.

Auf das Knie gesenket wagt' ich
Seine Knie zu umklammern.
Seine Füße sanft zu küssen
Und zu Ihm hinauf zu jammern:

O erbarme Dich, Erbarmer,
sieh des Elends ganze Größe
O erbarme Dich, Erbarmer
O errette, o erlöse.

Aber langsam neigt der Hehre
Sein erhab'nes Haupt beiseiten
Durch den Wink des Auges sah ich
Mein Gebet mit "Nein" bescheiden.

Nochmals wag' ich meine Bitte,
Aber mit der Hand zurücke
Weist der Hohe majestätisch
Und Er sprach mit ernstem Blicke:

Meine Rechte hab' ich zürnend
Auf die Länder ausgestrecket
Ein Gericht ist angesetzet,
Das die Erdenvölker schrecket.

Meinen Weizen will ich worfeln
Säubern will ich meine Tenne
Doch die Meinen will ich sammeln
Wie die Küchlein lockt die Henne.....

Gerade weil die Priester jene sind, die für das Volk einstehen sollen, diese aber auf eine sehr kleine Zahl beschränkt ist, gibt es kaum jemand mehr, der für das Volk bittet und vor allem nicht mehr das wahre Sühnopfer CHRISTI darbringt. Natürlich können in einer Gemeinde mit 5.000 Einwohnern fünf - wenn es gut geht - den katholischen Glauben bewahren. Ist das ein Trost?
Trost und Hoffnung gibt es also erst für die Zeit NACH dem Zorngericht GOTTES - wenn alles gesühnt ist - vorher nicht!
a.t.m
Was ist schlimmer? a. Eine Gemeinde ohne Seelsorger, wobei man aber nur in die nächste oder übernächste Gemeinde gehen kann um einen wahren Hirten Gottes unseres Herrn zu treffen. Oder b. Gemeinden mit Seelsorgern die die Gemeinden im Namen von antikatholischen innerkirchlichen Bischöfen von Gott dem Herrn und seiner Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche wegführen?
In meinen ist …Mehr
Was ist schlimmer? a. Eine Gemeinde ohne Seelsorger, wobei man aber nur in die nächste oder übernächste Gemeinde gehen kann um einen wahren Hirten Gottes unseres Herrn zu treffen. Oder b. Gemeinden mit Seelsorgern die die Gemeinden im Namen von antikatholischen innerkirchlichen Bischöfen von Gott dem Herrn und seiner Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche wegführen?

In meinen ist b um ein vielfaches gefährlicher und genau so wirkt die aus den Unseligen VK II hervorgekrochene Afterkirche.

Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Ștefan cel Mare
Wir haben immer einen Seelsorger.
Heute wird Bismarks Kulturkampf gegen die Katholische Kirche von Santa Martha aus geführt. Das Domus Sanctae Martha im Vatikan ist kein dienendes und freundliches Gästehaus mehr, sondern die herrschsüchtige und unduldsame Zentrale armseligster Tyrannei und Ungerechtigkeit.