Alexander Kissler: Deutschland ist führungslos

(gloria.tv/ raggs-domspatz.de) Das „kleine Raumschiff Bundesrepublik“ treibt führungslos dahin. Diesen Eindruck äußerte der Kulturjournalist und Sachbuchautor Alexander Kissler auf einer gut besuchten „Domspatz-Soirée“ am gestrigen Donnerstag in München. Ursache dafür sei, dass der deutschen Politik und Gesellschaft ein ethischer Minimalkonsens fehle. Ein solcher Minimalkonsens müsse sich auf Werte außerhalb der Politik stützen, sagte Kissler im Kulturzentrum Movimento.

Im Gespräch mit dem Journalisten und Veranstalter Michael Ragg kritisierte Kissler besonders die Entwicklung der C-Parteien. Das ganze Parteiprogramm der CDU bestehe im Wesentlichen aus den Worten „Die Mitte“. Die Art und Weise wie führende Unionspolitiker ihr Privatleben in der Öffentlichkeit präsentieren, sei „mit einem Mindestmaß an öffentlicher Würde, Anstand und Dezenz nicht zu vereinbaren“. Kissler bezog sich dabei besonders auf den Früheren Ministerpräsidenten von Hamburg, Ole von Beust und auf den früheren CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer. Längst sei „der Hedonismus Geschäftsgrundlage“ aller Parteien geworden.

Kissler, der vor allem in der Süddeutschen Zeitung und bei Magazinen wir Focus und Cicero publiziert, erkennt in Deutschland eine „hermetische Debattenkultur“, in der nicht Meinungen ausgetauscht würden sondern Vorurteile. Zu den Debatten, die in der Gesellschaft geführt werden müssten, komme man meist gar nicht. Das „kleine Debatten-Hoch Thilo“ habe kurzzeitig zu einer „Ausweitung der Debattenzone“ geführt, jetzt sei aber der „Windhauch von der Straße und der Realität, der in die hermetisch abgeriegelten Fernsehstudios hereingeweht“ sei, schon wieder abgeflaut.
marthe2010
Er erinnert mich irgendwie an "Wickie". Köpfchen! 😉
Tesa
Kissler ist unter den Publizisten ein echter Lichtblick. Er vertritt die neue Generation der Katholiken.