Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum 2. Fastensonntag, 25.2.2024

Predigt Zweiter Fastensonntag, 25.2.2024
Perikopen: Röm 8,31b-34Mk 9,2-10
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Dieses Wort beschäftige sie, und sie fragten was das sei: von den Toten auferstehen.“ So hat das Evangelium von der Verklärung geendet. Wir sind in diesem Fall sogar etwas besser dran, als die Jünger. Wir wissen schon im Glauben, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Die Jünger damals wussten es noch nicht. Sie mussten mitgehen bis zum Kreuz und durften den Auferstandenen erfahren. Aber auch uns muss das beschäftigen, was das ist, von den Toten auferstehen. Den Tod erfahren wir immer wieder. Die Auferstehung liegt nicht im Bereich unserer Erfahrung. Gerade in der Fastenzeit, an deren Ende die Auferstehung ist, darf uns das Ganze wie die Jünger beschäftigen. Erstens: Die Frage nach dem ewigen Leben wachhalten. Hier möchte Papst Benedikt XVI. aus seiner unübertroffenen Enzyklika über die Hoffnung zitieren. Er schreibt: „Aber da steht nun die Frage auf: Wollen wir das eigentlich, ewig leben? Vielleicht wollen viele Menschen den Glauben heute einfach deshalb nicht, weil ihnen das ewige Leben nichts Erstrebenswertes zu sein scheint. Sie wollen gar nicht das ewige Leben, sondern dieses jetzige Leben, und der Glaube an das ewige Leben scheint dafür eher hinderlich zu sein. Ewig, endlos, weiterzuleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein. Gewiss, den Tod möchte man soweit hinausschieben wie nur irgend möglich. Aber immerfort und ohne Ende zu leben, das kann doch zuletzt nur langweilig und schließlich unerträglich sein. Wollen wir das. ewig leben? Ich denke es braucht hier eines bzw. man darf einen Fehler nicht machen, das ewige Leben als Fortsetzung des jetzigen Lebens sehen. Das ewige Leben ist etwas ganz anderes. Im Himmel wird einmal alles umgedreht. Da werden dann Erste Letzte sein, und Letzte Erste. Wir müssen das ewige Leben als etwas derart Begehrenswertes sehen, dass es sich lohnt, darauf festen Schrittes zuzugehen. Es muss etwas sein, das bereits unser jetziges Leben total verwandelt. Wir müssen uns das im Glauben eigentlich täglich sagen, dass wir das wollen, ewig Leben. Paulus sagt uns in der Lesung: „Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, wie sollte er uns in ihm nicht alles schenken.“ So wollen wir in den nächsten beiden Punkten das Ganze noch etwas verdeutlichen. Wir wollen darauf schauen, wie man Christus auf den frühchristlichen Särgen darstellte. Zweitens: Christus der Philosoph. Unter Philosophie verstand man damals nicht eine schwierige akademische Disziplin, wie heute. Der Philosoph war derjenige, der einem die Kunst beibrachte, auf rechte Weise ein Mensch zu sein, die Kunst, richtig zu leben und zu sterben. Den Menschen war schon bewusst geworden, dass viele von denen, die damals als Philosophen, als Lehrer des Lebens herumliefen, nur Betrüger waren, die sich mit ihren Worten Geld verdienten und über das wahre Leben gar nichts zu sagen hatten. Solche gibt es heute auch. Umso mehr suchte man nach dem wahren Philosophen, der wirklich den Weg zum Leben zeigen konnte. Ende des dritten Jahrhunderts begegnet uns in Rom auf einem Kindersarkophag im Zusammenhang der Auferweckung des Lazarus die Gestalt Christi als des wahren Philosophen, der in der einen Hand das Evangelium, in der anderen den Wanderstab des Philosophen hält. Mit diesem seinem Stab überwindet er den Tod. Das Evangelium bringt die Wahrheit. In diesem Bild, das sich über lange Zeit in der Sarkophagkunst gehalten hat, wird anschaulich, was gebildete und einfache Menschen in Christus fanden: Er sagt uns, wer der Mensch wirklich ist und was er tun muss, um wahrhaft ein Mensch zu sein. Er zeigt uns den Weg der Wahrheit. Er selbst ist beides und daher auch das Leben, nach dem wir alle Ausschau halten. Er zeigt auch den Weg über den Tod hinaus. Erst wer das kann, ist ein wirklicher Meister des Lebens. So dürfen wir uns von Jesus die Wahrheit zeigen lassen, in der der Sinn des Lebens steckt. Wir dürfen uns die rechte Lebenskunst zeigen lassen. Drittens: Christus der Hirte. Der Hirte wird auf dem frühen Sarg zusammen mit dem Philosophen dargestellt. Sie machen das Gleiche anschaulich. Wie beim Philosophen, so konnte die frühe Kirche auch bei der Gestalt des Hirten an bestehende Vorbilder römischer Kunst anknüpfen. Der Hirte war dort weitgehend Ausdruck des Traums vom heiteren und einfachen Leben, nach dem sich die Menschen in der Wirrnis der Großstadt sehnten. Nun wurde das Bild von einem neuen Hintergrund her gelesen, der Inhalt gab: „Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir...“. Der wirkliche Hirt ist derjenige, der auch den Weg durch das Tal des Todes kennt, der auf der Straße der letzten Einsamkeit, in der niemand mich begleiten kann, mit mir geht und mich hindurchführt. Er hat sie durchschritten, diese Straße. Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes, hat ihn besiegt und ist wiedergekommen, um uns nun zu begleiten und uns Gewissheit zu geben, dass es mit ihm zusammen einen Weg hindurch gibt. Dieses Bewusstsein, dass es den gibt, der auch im Tod mich begleitet und mit seinem „Stock und Stab mir Zuversicht“ gibt, so dass ich „kein Unheil zu fürchten“ brauche, Dies war die neue Hoffnung, die über dem Leben der Glaubenden damals aufging. Genau diese Hoffnung brauchen wir, dass ich im Tode nicht fallengelassen werde, oder wie einmal ein alter Bauer sagte, dass „mich der Herrgott nicht wegschmeißt, wie einen alten Fetzen.“
Liebe Brüder und Schwestern!
„Dieses Wort beschäftige sie, und sie fragten was das sei: von den Toten auferstehen.“ Es darf auch uns beschäftigen. Die Frage nach dem ewigen Leben soll unsere Lebensfrage sein. Dann dürfen wir auf diesen alten Sarkophag aus dem frühen Christentum schauen. Wir sehen Christus den Philosophen, der uns jene Kunst zu leben und zu sterben lehrt, die zum ewigen Leben führt. Und wir sehen Christus den Hirten, der mitgeht und uns selbst im Tod nicht fallen lässt. Das soll uns helfen beim Glauben an die Auferstehung, auf die wir uns in dieser Zeit vorbereiten. Amen.