Nun

14. August 2014


Mittlerweile haben viele meiner Facebook-Freunde das nun, das arabische N, als Profilbild eingesetzt oder das Schriftzeichen in ihr Profilfoto integriert, um zu zeigen: Ich stehe an der Seite der im Irak und in Syrien verfolgten Christen, deren Häuser von den Terroristen der Gruppe „Islamischer Staat“ (IS) mit dem nun markiert werden.

Mittlerweile gehen die Zeichen der Solidarität auf die reale Welt über. Christen (oder: Menschen, die sich mit Christen solidarisieren) tragen T-Shirts, auf denen das nun aufgedruckt ist, dem Judenstern ähnlich. Erhältlich sind sie beispielsweise im KathShop. Blogozesan-Kollege King Bear stellte als Facebook-Freund Monsignore Corpasini die Frage, ob er ein solches T-Shirt denn auch in Neukölln tragen könne. Also, ohne im Krankenhaus zu enden.

Zwei Presseberichte, die mich heute auf ganz unterschiedlichen Wegen erreichten, lassen mich da eher skeptisch sein. Ein Erfahrungsbericht über einen gewagten Selbstversuch (Neukölln mit Israel-Fähnchen) und der Bericht über den Angriff auf einen kolumbianischen Seminaristen im niederländischen Utrecht, der – jetzt kommt der Zusammenhang – ein Nazarener-T-Shirt trug und damit offenbar ins Beuteschema der Aggressoren passte.

Wenn man nun beides kombiniert, die Stimmung in Neukölln und die Stimmung beim Anblick eines Nazarener-T-Shirts, so ist die Frage des Kollegen und Freundes wohl guten Gewissens nur mit „Nein“ zu beantworten. Es tut mir aufrichtig Leid, zur Nacht keine bessere Botschaft zu haben. Schlafen Sie trotzdem gut. Und bleiben Sie wachsam.

(Josef Bordat)

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